Der Verlauf der CLL ist von Patient zu Patient sehr verschieden. Etwa die Hälfte der CLL-Patienten verbleibt im Binet-Stadium A und benötigt lebenslang keine Therapie. Die CLL kann aber auch einen rasch fortschreitenden, aggressiven Krankheitsverlauf nehmen.
Für die Wahl einer maßgeschneiderten Behandlungsstrategie ist es daher notwendig, den individuellen Krankheitsverlauf der CLL möglichst frühzeitig abzuschätzen zu können. Zu diesem Zweck wurden in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Prognosefaktoren ermittelt. Ihre Aussagekraft ist jedoch, mit Ausnahme der 17p-Deletion/TP53-Mutation und des IGHV-Mutationsstatus, noch nicht vollständig wissenschaftlich abgesichert. Sie werden daher weiterhin in klinischen Studien überprüft und sollten infolgedessen auch nur innerhalb von Studien zur Therapie-Entscheidung herangezogen werden.
Eine internationale Arbeitsgruppe unter Federführung der Deutschen CLL Studiengruppe hat ein System von statistisch aussagekräftigen Prognosefaktoren entwickelt, das eine Risikobeurteilung von CLL-Patienten ermöglicht.
Der CLL-IPI wurde aus den Patientendaten von 8 Phase-III-Studien ermittelt, darunter die CLL1-, CLL4-, CLL5- und CLL8-Studie der DCLLSG.
Der CLL-IPI erfasst die folgenden 5 Prognosefaktoren:
Über eine Punktebewertung (engl. score) dieser Prognosefaktoren können die Patienten in 4 Risikogruppen (niedrig, mittel, hoch, sehr hoch) eingeteilt werden. Für jede dieser Patientengruppen wird eine unterschiedliche Therapiestrategie empfohlen.