Die CLL ist mit den derzeitigen Therapien in den meisten Fällen nicht heilbar. Durch die modernen Therapieverfahren kann jedoch das Fortschreiten der Erkrankung bei verbesserter Lebensqualität immer länger hinausgezögert werden.
Möglicherweise können einige wenige Patienten mit sehr günstigem Risikoprofil ihrer Erkrankung durch den Einsatz einer intensiveren Therapie tatsächlich geheilt werden oder die Erkrankung zumindest so lange unterdrückt werden, dass die Patienten das Wiederauftreten von Beschwerden dadurch nicht mehr erleben.
Für alle anderen Patienten ist die einzige Chance auf dauerhafte Heilung die Durchführung einer allogenen Stammzelltransplantation, welche jedoch wegen der hohen Komplikationsgefahr nur für bestimmte Patienten in Frage kommt.
Die Therapie der CLL wird durch die Erkenntnisse aus klinischen Studien laufend weiterentwickelt und führt zu einer immer genauer auf den Patienten und seine Krankheit zugeschnittenen, individuellen Behandlung. Durch die Erforschung neuer Medikamente und Kombinationen stehen heute in den meisten Fällen mehrere Behandlungsalternativen zur Wahl. Dadurch können die Wünsche und Erwartungen der Patienten z.B. bezüglich Behandlungsdauer und Nebenwirkungen in die Therapiewahl mit einbezogen werden.
Bei Vorliegen einer behandlungbedürftigen CLL wird die Wahl der geeigneten Therapie derzeit von 3 Kriterien bestimmt:
Bezogen auf die körperliche Fitness werden 3 Patientengruppen unterschieden:
Patienten im Binet-Stadium A oder B, die weder an krankheitsbedingten Beschwerden leiden noch Anzeichen einer „aktive Erkrankung“ aufweisen, werden zunächst nicht behandelt. Der Krankheitsverlauf wird jedoch durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen, die im Abstand von einigen Monaten stattfinden, überwacht.
Therapie für Patienten ohne 17p-Deletion/TP53-Mutation
Fitte Patienten (go go)
Unfitte Patienten (slow go)
- Venetoclax + Obinutuzumab
In der CLL14-Studie hat sich diese chemotherapiefreie Kombination aus BCL-2-Inhibitor und anti-CD20-Antikörper gegenüber der bisherigen Standardtherapie für unfitte Patienten, einer Kombination aus Chlorambucil + Obinutuzumab (CLL11-Studie), als überlegen erwiesen.- Alternativen für unfitte Patienten mit mutiertem IGHV-Status
Chlorambucil + Obinutuzumab oder
Ibrutinib / Acalabrutinib (Dauertherapie)- Alternativen für unfitte Patienten mit dem Risikofaktor "unmutierter IGHV-Status"
Ibrutinib / Acalabrutinib (Dauertherapie) oder
Chlorambucil + Obinutuzumab
Therapie für Patienten mit dem Risikofaktor 17p-Deletion/TP53-Mutation
Bei Patienten mit diesem genetischen Risikofaktor zeigt eine herkömmliche Chemoimmuntherapie meist keine Wirkung, oder die Wirkung hält zu kurz an. Sie sollten daher von Beginn an mit zielgerichteten Substanzen behandelt werden, bevorzugt mit dem Kinaseinhibitor Ibrutinib / Acalabrutinib (Dauertherapie) oder, wenn dies nicht infrage kommt, alternativ mit einer Kombination aus Venetoclax + Obinutuzumab bzw. Idelalisib + Rituximab.
Wenn bei Patienten die erste Therapie nicht anschlägt (refraktäre Erkrankung) oder es zu einem Rückfall (Rezidiv) kommt, ist eine weitere Behandlung erforderlich, die für fitte und unfitte Patienten gleichermaßen gilt.